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Antisemitismus-Debatte 2010 – Causa Wagenknecht und Norman G. Finkelstein

Zum Schreiben dieses Artikels und zur Auswahl des Titels nötigte uns einerseits eine Mailzusendung von gestern – andererseits aber auch die leidenschaftlichen Aktionen und Appelle gegen „Rechts“ rund um den Jahrestag der Bombardierung von Dresden. Warum wir hier einen kausalen Zusammenhang sehen, werden wir im nachfolgenden Artikel aufzuzeigen versuchen.

 

Da sehr viel Material zu verarbeiten ist und noch mehr individuelle Gedankengänge eingebaut werden müssen, droht es „wieder einmal“ ein längerer Artikel zu werden. Wir meinen jedoch, dass das Thema vor dem Hintergrund der allenthalben zu erkennenden, höchst bedenklich stimmenden Tendenzen (in der BRD und weltweit) als relevant einzuschätzen sein sollte. Auch deshalb wäre es sinnvoll, die Zeit zu investieren und sich nicht nur selbst eine Meinung zu bilden, sondern sich im Kampf gegen Faschismus, Rassismus und Menschenverachtung aller Art klar und unmissverständlich zu positionieren.

 

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Grundlegendes

Skandal im Bundestag im Anschluss an Peres-Rede aus Anlass des Holocaustgedenktags

 

Zur „Causa Wagenknecht“ – dem nach Meinung ihrer eigenen Partei und anderer Stimmen angeblich durch sie (in „Komplizinnenschaft“ mit Christine Buchholz und Sevim Dagdelen) verursachten „Skandal“ bei der Holocaust-Gedenkstunde des Deutschen Bundestages, als sie dem Gastredner Shimon Peres kategorisch „die geforderten Standing Ovations“ verweigerte – muss man wohl nicht mehr viel anführen, da der Fall ja bereits lang und breit durch die Medien und auch durch die Bloggerszene gegangen ist. Dass die drei LINKE-Politikerinnen dabei nicht die gleichen Argumente verwendeten und diese auch im Einzelfall nicht umfassend korrekt zu nennen waren, sollte man ebenso wenig überbewerten, wie die in solchen Fällen immer zu konstatierende Anbiederung rechter Stimmen an eine ihnen genehme Argumentation

 

Der empört-kritische Tenor, der im Umfeld dieses „Skandals“ auf breiter Basis überwog, ist im Zusammenhang mit dem zweiten Grund für unseren Artikel aber von immenser Bedeutung.

 

„Breites Bündnis“ gegen geplanten Vortrag von Norman Finkelstein in Berlin

Diesem Thema ist die Mail gewidmet, die wir eingangs erwähnt haben. Sie enthält eine Reihe von Artikeln von Steinberg Recherche (mit Aktualisierungen), die mit zahlreichen Links zu externen Quellen versehen sind, welche beide Seiten der Medaille repräsentieren. – Da es sehr viel Text ist, den wir nicht in einem Artikel verarbeiten wollen und können, fügen wir diese Artikelzusammenstellung als PDF-Datei bei. Es wird dringend empfohlen, dieses Dokument und auch die Beiträge hinter den einzelnen Links zu lesen.

 

Zunächst einmal zur Veranstaltung selbst, die am 26. Februar in Berlin stattfinden soll(te) … da es einerseits zu umfänglich ist und uns andererseits auch in einen heiligen Zorn zu treiben droht, möchten wir unseren Leser/innen diesen Artikel empfehlen, in dem die gesamte Litanei des parteipolitischen, über die Heinrich-Böll- (Grüne) und Rosa-Luxemburg-Stiftung (LINKE) demonstrierten Kuschens vor der Pro-Israel-Lobby anschaulich dokumentiert wird.

 

Ob dieses Abrücken von zunächst gemachten Zusagen mit dem Thema des Vortrags zu erklären ist …

 

Ein Jahr nach dem Überfall der israelischen Armee auf Gaza – die Verantwortung der deutschen Regierung an der fortgesetzten Aushungerung der palästinensischen Bevölkerung

 

… oder auf die Interventionen des „Breiten Bündnisses“, die – wenn man den Berichten folgt – von „alten Bekannten“ namens Honestly Concerned initiiert worden sein sollen, möchten wir nicht beurteilen, aufgrund der „aktuellen Oppositionsstellung beider Parteien“ aber eigentlich lieber nicht annehmen – doch wer vermag das schon mit letzter Sicherheit zu sagen? Betrachtet man das Taktieren sämtlicher Hanseln und Greteln dieser Bundes-Parteien im Vorfeld der NRW-Wahl, dann kann einem schon das kalte Grausen kommen und alles möglich erscheinen.

 

Zur besagten Webseite, die sich selbst den Namen „ehrlich besorgt / in Sorge“ gegeben hat, werden wir hier nichts weiter schreiben, da der oben verlinkte und empfohlene Artikel genügend Informationen bereitstellt und wir nicht noch als Werbeplattform für die besorgten Israel-Freunde (auch negative Kritik kann in Werbung umgedeutet werden!) fungieren möchten, die vor lauter Interessenvertretung für die politisch-militärische Führung Israels die wahren Interessen der Juden (sowohl in Israel als auch weltweit) garantiert nicht unwissentlich ignorieren.

 

Dass diese Lobbyarbeit in Deutschland sehr gut funktioniert und nicht nur gegen den bei Zionisten und deren Sprachrohren/Multiplikatoren extrem unbeliebten Autor und Politologen Norman G. Finkelstein eingesetzt wurde/wird, hatten wir vor einiger Zeit schon einmal mit einem Artikel belegt, mit dem wir eine Pressemitteilung weiterleiteten.

 

Warum die BRD nicht glaubhaft gegen Faschismus und Rassismus mobilisieren kann, wenn die politische Führung und ebenso „besorgte wie geschichtsbewusste“ Bürger/innen jegliche Kritik an israelischer Politik und von dieser zu verantwortenden Militäraktionen unterdrückt

Damit kommen wir zu der eingangs gemachten Aussage, dass die oben andeutungsweise geschilderten „Skandale“ und die damit verbundenen Kampagnen einer glaubhaften Mobilisierung und Solidarisierung gegen Faschismus, Rassismus, Fremdenhass und Menschenverachtung nicht glaubhaft realisiert werden kann, solange man pro-israelische „Staatsräson“ (in Politik und Gesellschaft) über einen realistischen Umgang mit den Fakten des Nahostkonflikts stellt.

 

Neben den sehr fragwürdigen Umtrieben der bundesdeutschen Politik hinsichtlich jener Reizthemen, bei denen die politische Argumentation immer mehr und häufiger an dumpfe NS-Propaganda zu erinnern beginnt, ist diese „unerschütterliche Israeltreue“, die ebenfalls mit einer notorischen Realitätsverdrängung einhergeht, einer der Hauptfaktoren hinsichtlich einer nicht überzeugenden Positionierung gegen die genannten inakzeptablen und faschistoiden Zeiterscheinungen.

 

Da ausgerechnet Die Linke immer wieder – nicht zuletzt durch ihre Jugendorganisation „Shalom“ [´solid] (siehe unten), aber auch durch gestandene Parteifunktionäre – höchst unangenehm auffällt, was unter anderem im Fall von Sarah Wagenknecht auch die herbei fabulierte „Nähe zum extremen rechten Rand“ bedingt, weil ihre Kritik dort auf „dankbare Zustimmung“ getroffen ist, muss man leider feststellen, dass das gesamte politische Spektrum ebenso wie auch die Gesellschaft von diesem mangelnden Realitätsbewusstsein betroffen ist. Doch noch viel schlimmer als „notorischen Israelkritikern“ wie unsereins ergeht es den jüdischen Kritikern der zionistischen Ideologie, die bekanntlich und nachweislich mit dem originär religiösen Judentum absolut nichts gemein hat.

 

Insofern ist es auch nicht statthaft, wie es die meist nur durch Diffamierung auffallenden Israel-Verteidiger ununterbrochen betreiben, antizionistische Kritik mal eben so in „Antisemitismus“ umzudeuten, um sie damit im Sinne des zionistischen Dogmas und dessen beherrschenden Präsenz in allen westlichen Nationen zu stigmatisieren und zu unterbinden.

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Zionismus und Weltjudentum

oder:

Zwei unvereinbare Welten prallen aufeinander

Da wir uns zwar eingehend mit der Geschichte des Zionismus beschäftigt und dabei genügend Beweise gefunden haben, die uns zur obenstehenden Behauptung berechtigen würden, aber dennoch einsichtig genug sind, um zu begreifen, dass unser Wissen immer noch bestenfalls rudimentärer Art ist, wollen wir es doch lieber kritischen jüdischen Stimmen überlassen, den Sachverhalt darzulegen, in welchen auch der Faktor „Staatsräson BRD“ einbezogen werden muss. Die Aussagen der von uns ausgewählten Stimmen – Prof. Dr. Rolf Verleger und Reuven Cabelman – sind auch über den Link „Friedensjuden“ in der oben verlinkten Artikelzusammenfassung abrufbar.

 

Zitat 1, aus einem Brief von Reuven Cabelmann an die Heinrich-Böll-Stiftung:

 

Welch ein erschreckendes Szenario, das sich hier abzeichnet: „Dank“ einer nicht nur unserer Religion gegenüber feindlich gesinnten und letztlich anti-jüdischen Mafia aus „antideutschen Broderisten“ und Volksverhetzern, Parteien und Kirche übergreifenden Zionisten jedweder Couleur und Zentralrats-Nachschleppern, werden universale Menschenrechte und Demokratie auf dem Altar des zionistischen Molochs genauso geopfert wie das Judentum selbst. Wollen Sie an solch einer Spirale der Entwicklung wirklich die Mitverantwortung tragen?

 

Zitat Ende.

 

Dem ist sicherlich kaum noch etwas hinzuzufügen … außer man kramt etwas in der Historie, wie es der Autor im gleichen Schreiben getan hat.

 

Zitat 2, siehe oben:

 

Bereits im Jahre 1913 wurden von unseren Genossen und Brüdern zu Berlin folgende Zeilen geschrieben:

Braucht man zu all diesen Dingen noch auf die Mittel hinzuweisen, mit denen der Zionismus seine Kämpfe führt? Es entspricht nur seinem Wesen, wenn er, wie jede Nummer einer zionistischen Zeitung es beweist, so sich im Streite benimmt, wie er es bei seinem großen Vorbilde, dem Antisemitismus, gelernt hat.

Nie kämpft er sachlich, sondern stets persönlich. Seine stärksten Argumente sind Beschimpfung des Gegners, Verdächtigung seiner Motive, das Aufwühlen seiner intimsten Privatverhältnisse, und wenn alles nicht zieht, muß Einschüchterung und Bedrohung die Wucht sachlicher Gründe ersetzen.

Jeder Kampf beweist aufs neue, das der Zionismus darum eine ernste Gefahr darstellt, weil er, statt nach altjüdischer Art mit der ritterlichen Waffe des Geistes zu kämpfen, sich lieber einer anderen, weit wirksameren bedient: des Terrorismus!…

Tapfer ist der Zionismus nur, wenn er den eigenen jüdischen Bruder vernichten kann. Sonst aber – im Verhältnis zur Welt – ist der Zionismus im letzten Grunde Feigheit, schimpfliche, resignierte Feigheit, ein zages und banges Zurückweichen aus dem Kampfe für die größten Menschheitsgüter, für Freiheit, Recht und Gerechtigkeit!

 

Zitat Ende.

 

Man muss es – in höchst negativer Hinsicht – bezeichnend nennen, dass diese fast hundert Jahre alte Aussage wenigstens in den ersten drei Absätzen ein Bild vom Zionismus zeichnet, dass seine heutige Erscheinungsform, insbesondere seine Methodik und Instrumentarien in Sachen „Selbstverteidigung“ schon ebenso auffallend wie erschreckend treffend skizziert.

 

Noch ein letztes Zitat (3) desselben Autors – Quelle siehe oben:

 

Ach, was hätte man noch alles in der dunklen Vergangenheit deutscher Geschichte anstellen können mit derlei sich gleichschaltenden Institutionen wie der Ihren, die tatsächlich sogar heute noch fast wie auf Befehl „von oben“ unangenehme Wahrheiten wegen der neu verordneten „deutschen Staatsräson“ mit unterdrücken helfen?

Zitat Ende.

 

Nun, dem ist zwar sicherlich entgegenzuhalten, dass es seinerzeit auch solche „Institutionen“ und selbstverständlich auch dem Regime bereitwillig zuarbeitende Medien gab … aber dennoch ist die Aussage korrekt und spiegelt das von uns mahnend angesprochene Dilemma sehr gut wider. Denn es ist in der Tat höchst bedenklich, wie perfekt die „alten Mittel“ der NS-Diktatur auch in unserer „modernen Demokratie“ noch wirken. In Verbindung mit der allgemeinen Kritik hinsichtlich einer braunen Radikalisierung der politischen Argumentation und deren unvermeidliche Stütze in Medien, gehobenem Klein-, Großbürgertum“ und den einschlägigen Verbänden, ergibt sich für uns schon ein unzweifelhaft faschistoides und nicht nur missliebige Meinungen gewaltsam unterdrückendes Gesamtbild, das wir wohl oder übel auch nachhaltig korrigieren müssen, wenn wir es wirklich ernst meinen mit unserem „Wehret den Anfängen!“, wie es von Antifaschisten und gegen Rechtsextremismus eintretenden Bürgerinitiativen leider zu einseitig in Bezug auf neonationalistische  Kräfte (Neonazis) angewendet wird.

 

Zum Thema „Kritik an Israel aus Deutschland“ möchten wir aus einem Artikel (Teil einer Debatte – bitte auch die pro-israelische Gegenmeinung sorgfältig lesen) zitieren, der in einer E-Mail verlinkt ist, die Prof. Dr. Rolf Verleger in Erwiderung eines Aufrufs zur Kundgebung gegen den Finkelstein-Vortrag an den Landesarbeitskreis Shalom Berlin der Linksjugend [´solid] gerichtet hat.

 

Zitat:

 

Aus Verantwortungs-Sicht ist die Zurückhaltung des offiziellen Deutschlands schlicht Beihilfe zu neuem Unrecht. Dass dies aus schlechtem Gewissen geschieht, macht es nicht besser. Kritik ist vielmehr wünschenswert. Israel muss zu einer Position der Verantwortlichkeit gebracht werden. Die meisten nichtjüdischen Deutschen, die sich mir hierzu mitteilten, sind keine Leute mit Doppelmoral, keine Nazis, keine Antisemiten, keine Hasser. Sie sind vielmehr Leute, die aus den Verbrechen der Nazizeit die Konsequenz gezogen haben, dass man frühzeitig gegen Unrecht aufstehen muss und dass eine Position der Stärke aufgrund der Überzeugung, das ewige Opfer zu sein, in Wirklichkeit eine Position der Schwäche ist und in den Abgrund führen kann.

Zitat Ende.

 

Dem ist definitiv nichts hinzuzufügen – obgleich man sicherlich weiter ausholen könnte und die Fakten, durch welche die bundesdeutsche Haltung bezüglich der unbestreitbar über die politische und militärische Handlungsweise des israelischen Staates zu definierende Problematik im Nahen und Mittleren Osten inakzeptabel wird, noch wesentlich nachdrücklicher hervorgehoben werden müssten (bspw. Waffen-, U-Boot-Lieferungen, Kriegspropaganda gegen Iran, fehlender „Sanktionswille“ in Bezug auf die eklatanten Menschenrechtsverletzungen gegen die palästinensische Zivilbevölkerung  und ähnliches mehr). Man muss sagen, dass Deutschland, würde es seine geschichtliche Verantwortung ernst nehmen und daraus Lehren für Gegenwart und Zukunft ableiten, die Freundschaft zu Israel – und zwar gerade zum Schutz des Weltjudentums sogar zwangsläufig in einem vehementen Eintreten für universale Menschenrechte münden lassen müsste, das vor berechtigter Kritik an Israels Führung nicht Halt machen darf. Wie die bundesdeutsche Polit-Realität aussieht, haben wir aber gerade rund um den Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus und die Londoner Afghanistankonferenz wieder einmal erleben müssen.

Zwischenruf

Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch der Aufruf der Linksjugend „Shalom Berlin“, den man nicht nur wegen dem Kernsatz …

Wir rufen dazu auf, sich an der Kundgebung gegen den Auftritt von Finkelstein zu beteiligen! Antisemitismus, Antizionismus und Geschichtsrevisionismus sind nicht tolerierbar – egal in welchem Gewand sie auftreten!

 

… als Exempel für typisch zionistischen Israel-Lobbyismus ansehen muss – unter anderem wegen der indifferenten Gleichmachung zwischen Antisemitismus und Antizionismus, aber vor allem, weil hier einfach diffamierende Behauptungen aufgestellt, aber keine nennenswerten Beweise angeführt werden. (Auch zu diesem Thema bietet die Artikelsammlung einiges an interessantem Anschauungsmaterial!).

 

Noch einen Schritt weiter geht die diffamierende und damit typische Propaganda bei der Passage (Hervorhebung mittels Unterstreichung durch den Autor) …

Finkelstein ist international bei Antisemiten beliebt, weil ihm allein durch die Tatsache, dass er sich als Jude und Sohn von Holocaust-Überlebenden bezeichnet, Glaubwürdigkeit und die absolute Wahrheit bescheinigt wird […]

 

Eigentlich ist das schon zu lächerlich, um es zu kommentieren, aber auf der anderen Seite gibt es leider genügend Menschen, die solche verleumderische Suggestivbehauptungen ungeprüft übernehmen und weiterverbreiten. Es ist schlicht und ergreifend eine Unverschämtheit und aus unserer Sicht auch ein Beleg dafür, dass Zionismus an sich nicht die geringste Rücksicht auf das Andenken der Opfer nimmt, dass hier unterstellt wird, Norman Finkelstein würde sich unter Vorgabe falscher Tatsachen Vorteile verschaffen wollen! – Natürlich darf auch hier der Hinweis nicht fehlen, dass Normal Finkelsteins Thesen von rechten Publikationen und Gruppen „dankbar aufgenommen“ werden – dasselbe Prinzip der „indirekten rechten Verortung“ wird ja auch in anderen Formen immer wieder gerne benutzt, um unbequeme Meinungen gegenüber einem oberflächlichen Publikum zu diskreditieren.

 

Noch eindeutiger wird der „Lobbystatus“ dieser israelfreundlichen Linksjugend durch den Leitsatz im Kopf der Website …

Plattform gegen Antisemitismus, Antizionismus, Antiamerikanismus und regressiven Antikapitalismus innerhalb der Linksjugend

Hier ist wahrlich alles zusammengefasst, was für einen „verantwortungslosen Verschwörungstheoretiker“ jede Menge Anlass für den Verdacht bieten könnte, es hier mit einer von „bestimmter, den Kapitaleliten nicht ganz fremder Seite“ finanzierten Propaganda- oder eben Lobbyinstitution zu tun zu haben! Dass diese Sichtweise und Polemik die „linke Zukunft“ unseres Landes und unserer Gesellschaft repräsentieren soll, ist doch wenigstens als schaurig zu bezeichnen.

Ende Zwischenruf

Zum Abschluss dieses Abschnitts möchten wir nochmals einige Ausführungen von Reuven Cabelman zitieren, die er – berechtigter Weise in bestimmterer Deutlichkeit – in der „Sache Wagenknecht“ an einen gewisses sächsisches MdB namens Michael Leutert (man dürfte sich erinnern) richtete. Auslöser war vor allem die ebenfalls unbedingt zu zitierende öffentlich verbreitete Ansicht des Linken-Politikers:

Worauf es mir ankam und ankommt: Die Nazi-Verbrechen, die Shoa und der Vernichtungskrieg sind das originäre Menschheitsverbrechen. Sich über andere Menschen zu erheben und ihnen millionenfach das Recht auf Leben abzusprechen, weil sie ‚lebensuntwert‘ seien, ist einzigartig. Den jüdischen Opfern des Nationalsozialismus wird am 27. Januar in der Gedenkstunde im Bundestag gedacht. Nur um sie und die Mahnung des ‚Nie wieder!‘ darf es aus diesem Anlass gehen. Alles andere bedeutet in dem Zusammenhang eine Relativierung der Nazi-Verbrechen. Auch wenn man dies gar nicht beabsichtigt.

Zitat Ende.

 

Wir enthalten uns hier bewusst einer eigenen Kommentierung (obwohl wir gerade in Bezug auf den Begriff „originäres Menschheitsverbrechen“ der Jahre 1933 – 45 (!) schon recht gerne das eine oder andere anführen würden!) und fügen stattdessen eine Reihe von Auszügen der Antwort von Herrn Cabelman an (die sicher nicht unwichtige Einleitung, mit der die zumindest fragwürdige Motivation des Herrn Leutert entlarvt wird, lassen wir weg … Sie können und sollten es selbst im Gesamtzusammenhang lesen):

[…]

 

Eine Gedenkkultur im Übrigen, die in ihrer momentanen Verfassung von der Mehrheit des deutschen Volkes doch eher argwöhnisch beobachtet oder auch deshalb abwertend beurteilt wird, weil sie immer mehr zu einer „Show“ und einem „Business“ entartet ist, die zudem längst ihrer eigentlichen Substanz beraubt und für politische oder gar militärische Zwecke völlig anderer Interessen vergewaltigt und missbraucht wird. Und genau damit tut dem jüdischen Volk doch niemand wirklich einen Dienst!

[…]

Wir gedenken unserer Verstorbenen und der Märtyrer unbemerkt von der Außenwelt und unter uns auf eine stille Art und Weise in unseren Familien, Synagogen und Lehrhäusern und schreien nicht auf den diversen „Holocaust-Marktplätzen“ eines verordneten „Erinnerns“ der „political correctness“ herum. Verstehen Sie mich nicht falsch: Nicht, dass ich Ihnen oder den deutschen Volksvertretern im Bundestag insgesamt ihre Art des Gedenkens an die Schrecken des 2. Weltkrieges vorzuschreiben beabsichtige, doch muss ich mich dagegen wehren, dass das jüdische Volk (also das Volk der Heiligen Schrift) auf derlei Art vereinnahmt wird

[…]

Da Sie mir auf mein erstes Schreiben nicht geantwortet haben, muss ich davon ausgehen, dass Sie meine jüdische Stimme als nicht wichtig genug empfinden und sich lieber mit den Führern eines dem Judentum fremden, neuzeitlichen Kultes – genannt Zionismus – verbunden fühlen, der durch alle in der langen Tradition und Überlieferungskette unserer Religion und unseres Volkes stehenden Weisen und Gelehrten seit seiner Entstehung auf das Schärfste bekämpft worden ist

[…]

Nicht wenige von diesen für Sie unbedeutenden Persönlichkeiten unseres Thora-Volkes (etwas anderes waren wir nie und werden wir nie sein) kamen aus den Lagern nicht zurück, mussten sich jedoch selbst dort gegen den Zionismus und seine Anhänger verteidigen. Jene, die – Gott sei es gedankt – ihren Schlächtern und Henkern dennoch auf die eine oder andere Weise entkommen konnten, führten ihren jüdischen Kampf gegen die zionistische Häresie unbeirrt auch nach dem Kriege fort.

[…]

Niemand sonst personifiziert die anti-jüdische Ideologie des Zionismus der letzten 70 Jahre mehr als Peres. Er nahm an allen Kriegen der Zionisten gegen die arabischen Völker teil und er ist stellvertretend für all jene zu nennen, die – und ich gebrauche Ihre Worte – „sich über andere Menschen erheben und ihnen millionenfach das Recht auf Leben absprechen“. Ich füge deutlich hinzu, dass genau dies im Namen des Judentums geschieht und von daher in der Tat als „einzigartig“ zu bewerten ist, weil das authentische Judentum mit derlei die Völker provozierenden und aggressiv-kriegerischen Untaten nichts zu tun hat, sie nicht unterstützt oder gutheißt, sondern sie im Ganzen ablehnt und verurteilt. Sie müssen verstehen lernen oder doch zumindest respektieren, dass authentisches Judentum auf der einen und Zionismus gleichgültig welcher Spielart auf der anderen Seite absolut nichts miteinander gemeinsam haben.

[…]

 

Ende Zitat

Weiter können und möchten wir nicht in die Thematik eindringen. Dies wäre nur möglich, wenn man sich mit der gesamten, historisch nahezu lückenlos nachvollziehbaren Entwicklung des Zionismus auseinandersetzen würde. Ein Buch würde dafür definitiv nicht ausreichen … und das wollen wir unseren Lesern hier und heute wirklich nicht antun und zumuten.

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Verteidigungsstrategien Israels und des Zionismus

 

Diese sind sehr einfach darzustellen, weil sie durch die vorausgegangenen Ausführungen bereits umfassend definiert wurden. Zum besseren Verständnis muss man das aber doch etwas weiter fassen. Unbestreitbar ist jedoch, dass die Keulen „Antisemitismus“ und „Holocaust“ (mit oder ohne die zusätzliche Spitze „Leugner“) neben dem militärischen und wirtschaftlichen Drohpotential der USA und Israels die wichtigsten Waffen des Zionismus sind. Ebenso unzweifelhaft ist, dass Israel nicht wirklich als „Judenstaat“ bezeichnet werden kann – höchstens als nationalstaatliche Manifestation der zionistischen Ideologie.

Was wir damit zum Ausdruck bringen möchten, lässt sich am einfachsten erläutern, in dem wir hier einen Text verlinken, den der bereits mehrfach zitierte Autor Reuven Cabelman als Übersetzung einer Erklärung des Central Rabbinical Congress der USA und Kanadas veröffentlicht hat.

Ebenfalls sehr empfehlenswert und erleuchtend ist der Artikel Was haben die Zionisten mit dem Heiligen Land zu tun?, der nach einer ausführlichen und absolut nichts beschönigenden Abhandlung über den Antisemitismus im Wandel der Zeiten, in welcher auch der Zionismus seinen Platz findet, mit dem unserer Ansicht nach zutreffenden und knappen Ergebnis „Zurück zu der Ausgangsfrage in der Überschrift: Im Grunde nichts!“ endet.

Wie wir schon mehrfach zu behaupten wagten und wie man anhand der zuletzt verlinkten Artikel und vielen weiteren, die sich mühelos im Internet finden lassen, belegen kann, haben (gläubiges Thora-) Judentum und der Zionismus in all seinen unterschiedlichen Variationen absolut nichts gemein. Und deshalb kann gerechtfertigte, sich an objektive Fakten haltende Kritik am Staate Israel vom Grundsatz her auch nicht „antisemitisch“ (judenfeindlich) genannt werden.

Doch das sehen die Zionisten und ihre Unterstützer weltweit selbstverständlich ganz anders. Obgleich  es eigentlich die Zionisten sind, die – sofern sie jüdischen Glaubens sind – als „selbst hassende Juden“ bezeichnet werden müssten, sind es natürlich die jüdischen Israelkritiker, die man mit diesem Totschlagargument mundtot machen möchte. Die Liste von derart gebrandmarkten Menschen jüdischen Glaubens ist sehr lang – und wächst (auch in Israel) unaufhörlich, da sich auch immer mehr Juden gegen die Machenschaften der politischen und militärischen Führung Israels wenden.

Norman G. Finkelstein ist zweifelsohne einer der meist gehassten Kritiker, aber auch bspw. Prof. Dr. Rolf Verleger, Evelyn Hecht-Galinski, Felicia Langer, Amira Hass, Gideon Levy, Ilan Pappe und Uri Avnery (obwohl selbst Zionist) haben Bekanntschaft mit dem unversöhnlichen Hass der „verunglimpften Zionisten“ schließen müssen, der nicht selten mit dem Versuch einhergeht, nicht nur die Reputation des Widersachers, sondern auch dessen berufliche Existenz zu zerstören. – Sie alle werden mit Schmähungen und Drohungen verfolgt, weil sie es wagen, das israelische Regime zu kritisieren … und damit das weltweit funktioniert, braucht es eine gute Blaupause, mit deren Hilfe sich die uneingeschränkte Verteidigung Israels und seiner Bedeutung für die Zionisten nicht nur durch offizielle Stellen, sondern auch von Organisationen, Bloggern und anderen Protagonisten möglichst einheitlich und problemlos gestalten lässt.

Einen der führenden Vordenker hat Norman G. Finkelstein auch genau deswegen angeprangert … mehr als den Namen – Alan M. Dershowitz – schreiben wir dazu erst einmal nicht.

Wir werden sehen, ob es der Israel-Lobby in der BRD gelingt, den Vortragsabend tatsächlich zu verhindern, aber wie sie funktioniert und warum das alleine schon eine klare Bestätigung der zusammengefassten Fakten bedeutet, sollte nach dem Lesen der verlinkten Quellen, unter denen sich wie gesagt auch Vertreter gegenteiliger Ansichten finden lassen, „ziemlich offensichtlich“ sein.

Wir werden die Sache weiterverfolgen und ggf. den neuen Termin veröffentlichen.

Update (gerade gefunden): neueste Meldung bezüglich der Veranstaltung

26.02.10 – 19:00 Uhr

junge Welt – Ladengalerie

Torstraße 6

Berlin-Mitte

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Zum Abschluss möchten wir noch auf die Tatsache hinweisen, dass Israel (und seine internationale zionistische Lobby) auch die zentrale treibende Kraft hinter der Kriegspropaganda gegen den Iran ist … dessen Präsidenten und Regime muss man nicht unbedingt mögen, aber man muss klarstellen, dass die Vorwürfe, auf denen Israel seinen Anspruch auf Selbstverteidigung begründet, erstunken und erlogen sind. Immer noch werden die längst widerlegten Vorwürfe gegen seine „Aufforderung zur Vernichtung Israels“ auch von deutschen Regierungsstellen und nahezu allen Medien verbreitet …

Nicht nur, aber auch deswegen möchten wir noch eine dringende Leseempfehlung für diesen Artikel von Muslim-Markt aussprechen und würden uns wünschen, dass möglichst viele Juden, Muslime und Christen den zu Recht darin geforderten Mut aufbringen, um diesem unmenschlichen Irrsinn gemeinsam und zwischenmenschlich-solidarisch ein Ende zu setzen.

4 Antworten

  1. […] entlarven, egal von welcher Seite sie auch kommt! (Siehe dazu bspw. den Artikel Moltawetos zur „Antisemitismus-Debatte 2010“ … Zitat 2 aus dem Brief von Reuven Cabelman an die Heinrich-Böll-Stiftung anlässlich der […]

  2. […] entlarven, egal von welcher Seite sie auch kommt! (Siehe dazu bspw. den Artikel Moltawetos zur „Antisemitismus-Debatte 2010“ … Zitat 2 aus dem Brief von Reuven Cabelman an die Heinrich-Böll-Stiftung anlässlich der […]

  3. […] abzuschließen, müssen wir nur ein einziges Jahr zurückblicken und uns daran erinnern, was damals im Bundestag und kurz darauf auch in der bundesdeutschen Öffentlichkeit abgelaufen ist, um zu begreifen, das Prof. Norman Finkelstein und andere kritische jüdische […]

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