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Survival International … Vorstellung einer wichtigen Organisationsplattform

Vorausschicken müssen und möchten wir, dass es schon immer ein wichtiges Anliegen unserer Seite war, die Probleme unserer Welt – oder besser: ihre Ursachen, die wir seit jeher in der profitgierigen und nach geostrategischen Vorteilen strebenden Expansion (vorrangig westlicher) transkontinentaler Privatgesellschaften begründet sehen – weit über den bundesdeutschen und europäischen Tellerrand hinaus zu beobachten und Informationen darüber verfügbar zu machen.

In dieser Hinsicht haben wir vor, nach einer entsprechenden Kontaktaufnahme seitens Survival International, von nun an die Berichte dieser Organisation auf unserem Blog zu veröffentlichen. Die heutigen Veröffentlichungen beschäftigen sich mit skandalösen Vorgängen in Indien …

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Zum besseren Verständnis möchten wir den ersten beiden Artikeln eine kurze Selbstdarstellung von Survival International voranstellen:

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Was ist Survival?

Survival ist die einzige internationale Organisation, die indigene Völker weltweit unterstützt. Sie wurde im Jahr 1969 gegründet, nachdem ein Artikel von Norman Lewis in der britischen Sunday Times erschienen, der die Massaker, Landenteignungen und Völkermorde im brasilianischen Amazonien beleuchtete. Wie viele andere Grausamkeiten unserer Zeit geschah die rassistische Unterdrückung der brasilianischen Indianer im Namen des „Wirtschaftswachstums“.

Heute hat Survival Anhänger in 82 Ländern. Wir arbeiten auf drei sich gegenseitig ergänzende Arten für die Rechte indigener Völker: Aufklärung, Anwaltschaft und Kampagnen. Außerdem bieten wir indigenen Völkern eine Plattform, auf der sie die Außenwelt direkt ansprechen können. Wir arbeiten eng mit lokalen, indigenen Organisationen zusammen und konzentrieren uns auf die Völker und Gruppen, die am meisten zu verlieren haben – in der Regel die, die gerade erst mit der Außenwelt in Kontakt gekommen sind.

Wir glauben, dass die öffentliche Meinung die wirksamste Kraft für Veränderungen darstellt. Ihre Stärke wird es Regierungen und Unternehmen immer schwieriger und letztendlich unmöglich machen, indigene Völker zu unterdrücken.

In Deutschland ist Survival ein eingetragener gemeinnütziger Verein.

[Die vollständigen Informationen können Sie online hier lesen]

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Heute veröffentlichen wir nun zwei aktuelle Berichte, die uns gestern und heute zugegangen sind.

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Bericht Nummer 1:

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Indiens Ministerpräsident unterstützt kontroverse Vedanta-Mine (30.06.10)

Völlig überraschend hat sich der indische Premierminister Dr. Manmohan Singh in das Genehmigungsverfahren für ein weltweit umstrittenes Bergbauprojekt eingeschaltet.

In einem Schreiben fordert Singh Indiens Ministerium für Umwelt und Wälder dazu auf, die von Vedanta Resources beantragte Mine auf den Niyamgiri Bergen in Odisha zu genehmigen. Ohne offizielle Freigabe seitens der Behörde kann das Bergbauprojekt nicht in Betrieb genommen werden.

Die Mine wird verheerende Folgen für das indigene Volk der Dongria Kondh haben, welches in dem Gebiet lebt. Ein Angehöriger der Dongria wandte sich an Survival und erklärte,

„dass nur die Reichen von der Mine profitieren. Wir dagegen werden zu Bettlern, während sich Vedanta durch der Zerstörung unseres Berges und unserer Wälder bereichert.“

Die Dongria Kondh wurden als das „echte Avatar-Volk“ bekannt, da ihre Notlage viele Parallelen zu der fiktiven Geschichte der Na’vi in James Camerons Blockbuster aufweist.

Bereits Anfang des Jahres beauftragte das Umweltministerium ein Expertenteam mit der Überprüfung des Vorhabens von Vedanta. Dieses kam zu dem Schluss, dass die Niyamgiri-Mine zur „Vernichtung der Dongria Kondh“ als indigene Gruppe führen könnte und warnte vor solch einem Ausgang.

Das an der britischen Börse dotierte FTSE 100 Unternehmen Vedanta ist zur Mehrheit im Besitz des Milliardärs Anil Agarwal.

Das Ministerium hat ein weiteres Expertenteam beauftragt Untersuchungen durchzuführen. Berichten zufolge wird das Umweltministerium danach seine Entscheidung bekannt geben. Diese wird aller Voraussicht nach mit der Hauptversammlung Vedantas zusammenfallen, die am 28. Juli in London abgehalten wird.

Im letzten Jahr verurteilte die britische Regierung Vedantas Haltung und ließ verlauten, dass Vedanta „die Rechte der Dongria Kondh nicht respektiere“ und dass „eine Änderung der Unternehmensstrategie unerlässlich“ sei. Aufgrund menschenrechtlicher Bedenken veräußerten einige angesehene Investoren ihre Aktien – darunter die Church of England, die norwegische Regierung und der Joseph Rowntree Charitable Trust.

Survivals Direktor Stephen Corry fordert:

„Der Premierminister sollte die Rechte der verwundbarsten indischen Bürger schützen und nicht der Verwirklichung eines Projektes beisteuern, welches laut Regierungsexperten genau diese Bevölkerungsruppe zu zerstören droht.“

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Bericht Nummer 2:

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Indien: Eltern-Kind-Trennung bei Indigenen gefordert (01.07.10)

Ein Abgeordneter des indischen Parlaments hat dazu aufgerufen, die Kinder einer erst kürzlich kontaktierten indigenen Gruppe auf den Andamanen-Insel von ihren Eltern zu trennen und in Internate zu schicken. Sein Vorschlag hat weltweit für Empörung gesorgt.

Mitglieder indigener Völker auf der ganzen Welt reagierten schockiert. Die Vorgehensweise erinnert an die Politik der „gestohlenen Generation“ in Australien und an ähnliche Vorfälle in Nordamerika, welche heutzutage weitgehend verurteilt werden.

Michael Cachagee, Direktor der NRSSS (Nationaler Verband für Überlebende des Internats) in Kanada, sagte:

„Der NRSSS ist es unbegreiflich, dass es eine Nation angesichts der schrecklichen Geschichte, die mit dieser Art von Schulen in Kanada und anderswo auf der Welt assoziiert wird, es überhaupt in Erwägung ziehen kann, ihre Bürger in einem „Internat“ festzuhalten, besonders ihre Kinder.”

Auch Davi Kopenawa, der Sprecher der indigenen Yanomami in Brasilien ist entrüstet:

„Dieses Vorhaben ist sehr übel. Die Wälder sind das Zuhause der Jarawa. Sie leben auf ihrem eigenen Land. Sie haben ihre eigene Tradition und ihre eigene Kultur. Wenn die Regierung die Kinder zwingt eine Schule zu besuchen, werden sie ihrer Kultur beraubt. Sie von ihrem Land zu vertreiben, um in Städten zu leben und dort Schulen zu besuchen, ist ein Verbrechen.“

Der Abgeordnete Bishnu Pada Ray möchte die Kinder der Jarawa von ihrem Volk trennen, um sie so an die Lebensweise der Mainstream-Gesellschaft anzupassen.

Im Juli möchte er der indischen Island Development Authority (Behörde für die Entwicklung von Inseln) vorschlagen, „rasche und drastische Schritte zu unternehmen, um so die Jarawa den grundlegenden Mainstream-Charakteristiken anzupassen.“ Seiner Behauptung nach stellen die Jarawa eine Gruppe dar, die „irgendwo zwischen der Steinzeit und der Eisenzeit stehengeblieben ist“ und „auf einem primitiven Entwicklungsstadium“ lebt.

In den USA, Kanada und Australien erwiesen sich ähnliche Pläne nach heutigem Kenntnisstand als fatal und führten zu einer Traumatisierung hunderttausender Indigener.

Herr Ray fordert darüber hinaus, die Einschränkungen der Erschließung des Jarawa-Reservats aufzuheben, damit die Straße, die durch das Reservat führt modernisiert, und Eisenbahngleise verlegt werden können. Bereits 2002 ordnete der Oberste Gerichtshof von Indien die Stilllegung der Straße an, um die Jarawa zu schützen – sie bleibt jedoch weiterhin in Betrieb.

Survivals Direktor Stephen Corry sagte heute:

„Diese skandalösen Vorschläge verstoßen aufs Gröbste gegen die Rechte indigener Völker und die UN-Standards zu deren Schutz. Die Versuche, die Jarawa zu zwingen, ihre Lebensweise aufzugeben, werden sie auslöschen.“

Lesen Sie hier die Vorschläge des Abgeordneten bezüglich der Jarawa auf den Andamanen (auf Englisch) >>

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Hinweis für Journalisten: Für mehr Informationen zu den verheerenden Auswirkungen aufgezwungener Entwicklung für indigene Völker lesen Sie Survivals Bericht Fortschritt kann töten.

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