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Koch-Rücktritt … Grund zur Freude und Erleichterung? Doch wohl eher nicht …

Nachdem mir gestern die „sensationelle Ankündigung“ Roland Kochs zugetragen wurde, sich noch dieses Jahr aus allen politischen Ämtern zurückziehen und in die Wirtschaft wechseln zu wollen, hatte ich mir zunächst vorgenommen, dies nicht weiter zu kommentieren und mir als direkt betroffener (Hesse) und ebenso bekennender wie unversöhnlicher Koch-Gegner stattdessen meinen Teil zu denken. Einen Tag, zahllose Artikel und die beunruhigende Erkenntnis später, dass diese Entscheidung des hessischen Ministerpräsidenten von den meisten Kommentatoren zu oberflächlich und vor allem unter Missachtung der Möglichkeiten, die sich einem Mann vom Charakter eines Roland Kochs durch diesen Schritt eröffnen werden, damit umzugehen scheinen, habe ich mich anders entschieden.

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Natürlich ist es an und für sich eine kluge Entscheidung, diese Nachricht nicht zu kommentieren, sondern lediglich „für sich selbst“ in wortreichem Schweigen zu behandeln, vor allem, wenn die dabei kursierenden Gedanken die zu bedenkenden Hintergründe immer wieder sanft streichelnd und treffend hervorhebend berühren.

Genauso wenig kann es als falsch bezeichnet werden, die Dinge etwas direkter und eindeutiger beim Namen zu nennen und dann auch noch mit hübschen Bildern zu garnieren, die in überzeugend beredsamer Weise mehr als tausend Worte zu sagen vermögen. Auch wenn beides zusammen unzweifelhaft eindeutige Indizien für den Willen des Autors darstellen, das Thema aus seinem individuellen Blickwinkel zu kommentieren. Dieses Recht steht jedem Menschen, erst recht kritischen Internet-Journalisten allemal zu und sollte gerade dann uneingeschränkt zugestanden werden, wenn der Großteil dessen, was die „dunkle Seite“ des Roland Kochs repräsentiert, für jedermann sichtbar und nachvollziehbar in Erinnerung gerufen wird.

Ebenfalls absolut statthaft ist es, wenn man sich dieses Themas in einer Mischung aus Satire und eindeutig durchschimmerndem, gesundem Realitätssinn annimmt – insbesondere dann, wenn man dabei eine zentrale und überaus relevante Tatsache – die nämlich, dass sich durch Kochs Rücktritt ganz grundsätzlich nichts am System (am heißesten gehandelte Nachfolger: Hessen – Innenminister Volker Bouffier – stellvertretender CDU-Vorsitz Stanislaw Tillich) ändern wird – treffend mit ins Feld führt.

Genauso berechtigt und beachtenswert ist es, wenn man seiner Phantasie (ob Wunschtraum oder Alptraum sei dabei von Fall zu Fall, respektive Person zu Person dahingestellt!) bei einem zwar etwas überzogenen, aber dennoch und durchaus in jener nicht nur unseren politischen Alltag bestimmenden Realität verwurzelten Blick in die Zukunft der möglichen Konsequenzen von Kochs Entscheidung freien Lauf lässt. – Wobei ich persönlich noch anfügen muss und möchte, dass der Kollege Klaus Baum mit seinem kurzen aber würzigen Beitrag meinem eingangs angedeuteten, höchst unangenehm querschießenden Gedanken fraglos am nächsten kommt!

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Die oben verlinkten, keineswegs wahllos herausgegriffenen Beispiele von Beiträgen geschätzter Kollegen, sollen – genau wie die ebenso absichtlich ausgewählte knappe Zusammenfassung der „faktischen Nachrichten“ auf T-Online –  lediglich der Darstellung eines Querschnitts der offiziell und alternativ verlautbarten Meinungen zum Thema dienen. Damit wird keinerlei Wertung der externen Ansichten vorgenommen, die ich durchaus respektiere und im Rahmen der jeweils verfolgten Intentionen für sehr gut getroffen einschätze … aber ich möchte diesen Darstellungen doch die mich besonders umtreibende Frage gegenüberstellen. Und es dann – wie ich dies immer zu tun pflege – den geschätzten Leser/innen selbst überlassen, sich einen Reim darauf zu machen, oder besser noch eine eigene Meinung darüber zu bilden.

Hier die besagte Frage:

Was bitte schön soll gut oder erleichternd an der Nachricht sein, dass ein weit über die Grenzen „seines“ Bundeslandes hinaus bekannter und weitestgehend auch anerkannter Rechtspopulist, Sozialdarwinist und skrupellos elitären US-amerikanischen Modellen und Ideologien anhängender Netzwerker wie Roland Koch aus dem abstrusen Tollhaus des politischen Marionettentheaters in die Reihen der Puppenspieler überwechselt?

Dieser Frage sollte man meiner Ansicht nach unbedingt auch Beachtung zollen, ganz unabhängig davon, was nun die wahren Hintergründe und Auslöser für die Entscheidung dieses Herrn sein mögen!

Und man sollte eventuell auch etwas mehr Energie und Aufmerksamkeit in die Tatsache investieren, dass ein Rücktritt wie jener jetzt von Roland Koch angekündigte, nicht automatisch auch einen vollständigen Rückzug von machtpolitischen Ambitionen und anderen Formen der gefährlichen Machtallüren bedeuten muss. Nach meinem Dafürhalten ist es durchaus denkbar, dass Roland Koch und andere ehemalige Politgrößen, die aus unterschiedlichen Gründen aus den politischen Schlagzeilen verschwunden sind, aber doch immer wieder mit sehr eindeutigen Verbalausfällen brillieren, die vorübergehende Verlagerung ihres professionellen Schwerpunkts auf die Ebene der federführenden Lobbyisten und heimlichen Strippenzieher nur zu dem Zweck betreiben, um zu gegebener Zeit aus einer Position von reellerer Macht heraus zuzuschlagen und die nicht nur häufig und gerne kritisierte, sondern auch aus extrem persönlichen Gründen regelrecht verhasste „Mutti Angie“ abzuschießen? – Dass dies auf normalem politischem Wege nicht so recht gelingen will, haben Leute wie bspw. Koch oder Friedrich Merz wohl überdeutlich zu spüren bekommen?!

Aber weiter möchte ich bei meinen individuellen Spekulationen im Moment gar nicht gehen. Ich möchte nur nochmals darum bitten, sich beim Umgang mit solchen oder ähnlichen Sensationsmeldungen nicht in einseitige und definitiv in die Irre führende Denkschablonen pressen zu lassen und darüber hinaus nicht zu vergessen, dass die Medaille eben nicht nur zwei, sondern drei Seiten hat. Und wer den Rand übersieht, den man symbolisch betrachtet auch als Definition für die wahre Macht verstehen kann und sollte, der wird immer wieder von „unvorhersehbaren Ereignissen“ überrascht werden.

Als Beleg für diese „mysteriöse Behauptung“ möchte ich hier Horst Seehofer das Wort erteilen, der ja schon öfters durch „sympathische Offenheit und Ehrlichkeit“ in Bezug auf die geheimen Abläufe hinter den Fassaden „politischer Macht“ aufgefallen ist. Die entscheidende Aussage kommt etwa bei 4:46 Minuten.

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An den Debatten rund um die Hinter- und Beweggründe für Kochs Entscheidungen möchte ich mich wirklich nicht beteiligen, denke aber, dass man sie am ehesten als eine Kombination von Frust über die ausgebliebene Wirkung seiner auf „hohem Niveau“ betriebenen Propaganda und die Nichterfüllung von Hoffnungen hinsichtlich einer kurzfristigen Einbindung an verantwortlicher Position in die aktuelle Regierungskoalition sowie den oben bereits oberflächlich angedeuteten „alternativen Weg“ ganz nach oben definieren könnte. Damit lege ich mich zwar nicht unumstößlich fest, weil es nur eine denkbare Erklärung für Kochs – gerade Merkel gegenüber – relativ unspektakulären Schritt ist, denke aber, dass ich mich damit rein vom Ausgangsgedanken her ein gutes Stück weit in Richtung einer korrekten Einschätzung bewege.

5 Antworten

  1. Derlei Gedanken gingen mir auch durch den Kopf als ich die Meldung vernahm.

    „Politik ist nicht mein Leben“ und er habe immer darauf geachtet, „Mensch und Amt nicht verschmelzen zu lassen“

    Damit hat er sein Versprechen eingelöst und über seine Person die „Brutalsmögliche Aufklärung“ abgeliefert.

    Wir werden sicher noch von ihm hören. Man darf gespannt sein.

  2. Hallo Margitta,

    vielen Dank für den Kommentar und die ebenso passende wie überzeugende Ergänzung, die den ewigen Kochschen Litaneien und leeren Floskeln bezüglich „brutalstmöglicher Aufklärung“ endlich mal Sinn und Leben einhaucht!

    In Bezug auf die letzten beiden Bemerkungen stimmen wir auffallend überein und entsprechend „lehnen wir uns mal zurück“ und warten ab, was noch kommen wird.

    Herzliche Grüße, Hans

  3. Ich werde nie Kochs Kampagne gegen die doppelte Staatsbürgerschaft vergessen. Weil mir diese Aktion bis heute aufstößt, finde ich Kochs Rücktritt gut. Viel mehr möchte ich eigentlich gar nicht sagen.

  4. Koch-Rücktritt … Grund zur Freude und Erleichterung? Doch wohl eher nicht ……

    Von moltaweto | Der AmSel-Gedanke 26.5.10 | Nachdem mir gestern die „sensationelle Ankündigung“ Roland Kochs zugetragen wurde, sich noch dieses Jahr aus allen politischen Ämtern zurückziehen und in die … … Wirtschaft wechseln zu wollen, hatte ich mir z…

  5. Ich mag und mochte den Koch nicht und ebenfalls so auch nicht die Merkel, den Guttenberg, den Westerwelle, den Rösler, den Schäuble, die von der Leyen, …. Zusätzlich noch die Namen aller anderen Folterer des Volkes zu nennen ist für mich genau so überflüssig, wie es diese geschniegelten Damen und Herren für mich sind. Mehr habe ich eigentlich dazu nicht zu sagen.

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