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Leseempfehlungen zum Themenschwerpunkt Israel/Palästina

Ergänzend zu der Separatveröffentlichung des Artikels von Prof. Ilan Pappe möchte ich anschließend noch eine Sammlung von interessanten und wichtigen Artikeln zum Lesen empfehlen. Neben sechs Artikeln, die mir über die bewährte Verbindung zu Womblog und Ellen Rohlfs – danke dafür! – zugegangen sind, biete ich auch noch eine aktuelle Karte von den Siedlungen in der Westbank sowie eine Reihe von aussagekräftige Informationen bezüglich der massiven „Verteidigungspropaganda“ sogenannter „Israel-Freunde“ an.

In jedem Fall lesens- und beachtenswert. Auf Kommentare zu den einzelnen Artikeln habe ich heute ausnahmsweise verzichtet und nur am Ende noch etwas „eigenen Senf“ dazugegeben.

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Uri Avnery Der Geist aus der Flasche (19..02.11)

Zitat:

[…] „Als unsere zionistischen Vorväter entschieden hatten, eine sichere Heimstätte für Juden in Palästina einzurichten, hatten sie die Wahl zwischen zwei Optionen:

„Sie konnten in Vorderasien als europäische Eroberer erscheinen, die sich selbst als ein Brückenkopf des „weißen Mannes“ und als Herr der „Eingeborenen“ ansahen, wie die spanischen Konquistadoren und  angel-sächsischen  Kolonialherren in Amerika. Das taten die Kreuzfahrer zu ihrer Zeit.

„Die zweite Möglichkeit war, sich als ein asiatisches Volk zu sehen, das in seine Heimat zurückkehrt, die Erben der politischen und kulturellen Tradition der semitischen Welt, bereit,  mit anderen Völkern der Region am Krieg der Befreiung von europäischer Ausbeutung teilzunehmen.“

Diese Worte  schrieb ich vor 64 Jahren in einer Broschüre,  die genau zwei Monate vor Ausbruch des Krieges von 1948 erschien.

Ich stehe auch jetzt noch zu diesen Worten.

In diesen Tagen habe ich  zunehmend das Gefühl, dass wir wieder an einem historischen Scheideweg stehen. Die Richtung, die wir in den kommenden Tagen wählen, wird  noch einmal das Schicksal des Staates Israel  auf Jahre hinaus, vielleicht auf Dauer entscheiden. Falls wir den falschen Weg wählen,  werden wir – wie ein hebräisches Sprichwort sagt –  „ein Weinen für Generationen“ haben.

Und vielleicht wird die größte Gefahr die sein, dass wir gar keine Wahl vornehmen, dass uns nicht einmal bewusst ist, dass wir eine Entscheidung treffen müssen, dass wir auf dem Weg weitergehen, der uns dahin gebracht hat, wo wir heute sind. Dass wir so sehr mit Trivialitäten beschäftigt sind –  mit der Auseinandersetzung zwischen dem Verteidigungsminister und dem abgehenden Stabschef, dem Kampf zwischen Netanyahu und Lieberman  über die Ernennung eines Botschafters, mit den Nicht-Ereignissen von „Big Brother“ und ähnlichen TV-Dummheiten – dass wir nicht einmal merken, dass die Geschichte an uns vorüberzieht und uns zurücklässt […]

Zitat Ende.

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Gideon Levy [Haaretz] … Wie Schulausflüge nach Hebron Besuchen in Auschwitz ähneln (17.02.11)

Zitat:

Mehr als die Hälfte jüdischer Schulkinder in Israel haben Auschwitz besucht; jedes Jahr machen mehr als 10 000 eine Fahrt nach Polen oder nehmen an dem Marsch der Lebenden teil, eine Pilgerreise zu den Todeslagern. Sie kommen geschockt und als Nationalisten zurück. Diese Touren führen die weinenden Schüler für einen Moment in die Irre, während sie sich in die Nationalflagge einhüllen, bevor sie  in ihren Zimmern einen Wodka  Red Bull schlucken.

Diese Programme bringen Tausende von Teenagern zurück, die nichts über die Gefahr des  Faschismus’ gelernt haben und nichts über Moral, Humanität und den schlüpfrigen Hang gehört haben, auf dem ein gefährliches Regime eine selbstzufriedene Gesellschaft hinunterzuziehen  vermag.  Immer mehr blinder Glaube an Stärke, Fremdenfeindlichkeit, Angst vor dem anderen und angeheizte Leidenschaften. Diese Touren sind in ihrer augenblicklichen Art versäumte Gelegenheiten, deren Schaden größer als ihr Nutzen ist […]

Zitat Ende.

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Adam Keller [Crazy Country] … Die Tauben kehren zurück nach Al Arakib (15.02.11)

Zitat:

‚Schau auf dieses Foto von vor einem Jahr. Dort auf dem Hügel hatten wir unseren Olivenhain. Arakibs 4500 Olivenbäume. Von diesen Bäumen lebten wir,  von Oliven und Öl. Wir behandelten sie wie unsere Kinder und widmeten ihnen viel Zeit, Tag und Nacht,  im Sommer wie im Winter. Vor sechs Monaten wurden alle ausgerissen, kein einziger Baum blieb stehen, keine Spur von ihnen ist übrig geblieben. Sieh, was es für wunderbare Bäume waren. Ist es nicht traurig, solche Bäume zu zerstören?

Der JNF sagt, man wolle jetzt hier einen Wald pflanzen. Was für eine Art Wald? Ein Wald mit Bäumen, die keine Früchte tragen,  und die niemandem nützen? Diese sollen unsere Olivenbäume ersetzen und unsere Wohnhütten? Warum?  Wie dumm und hässlich! Sie wollen das Land in Besitz nehmen, und sie kümmern sich überhaupt nicht darum, wie sehr sie Menschen verletzen.

Und die Hütten, die nach der letzten Zerstörung wieder aufgebaut wurden, waren über das Feld verteilt: aus blauen Plastikplanen und Wahlkampfbögen. Junge Dorfbewohner  gingen zusammen mit Aktivisten aus Tel Aviv und Jerusalem mit Spraydosen umher und sprühten große  Beschriftungen auf Arabisch und Hebräisch und Englisch: „Al-Arakib wird nicht fallen“, „JNF – der Fond, der zerstört und enteignet“, „Von Kairo bis Al-Arakib – Solidarität, Solidarität, Solidarität!“ „Bitte zerstört nicht mein Heim – Danke!“ Einer der jungen Männer unterstrich  das Wort ‚Bitte’ dreimal […]

Zitat Ende.

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Rami Almeghari [Electronic Intifada] … Israelischer Angriff zerstört neue Fabrik in Gaza (10.02.11)

Zitat:

Ich kann noch immer nicht meinen Augen trauen, als ich die Maschinen unserer neuen Fabrik in allen Ecken zerstreut und kaputt liegen sah,sagte Rabah al-Hatto, als er die Trümmer seiner vor kurzem errichteten Plastik-Wasserbehälter-Fabrik im Nordosten von Gaza betrachtete, die gestern von israelischen Flugzeugen bombardiert wurde.Was haben ich und die  zwanzig Arbeiter hier getan, dass wir nun alle arbeitslos sind?sagte al-Hatto der Electronic Intifada […]

[…] Der israelische Luftangriff am frühen Donnerstag traf eine Anzahl von Örtlichkeiten im nördlichen Gazastreifen, verletzte  – nach  medizinischen Quellen –  acht Personen, drei Männer, drei Frauen und zwei Kinder. Sie wurden verletzt von Trümmern und Schrappnell.

Der israelische Angriff zerstörte auch ein Gebäude, in dem Medikamentenvorräte gelagert waren, und eine Schule.

In der Nähe, wo der Besitzer Rabah al-Hatto auf einem Stuhl saß, stand ein großer LKW schwer vom israelischen Bombardement beschädigt, und ein Haufen Aluminium und Eisenstangen lagen zerstreut auf dem Boden.

Schauen Sie nur!  Ein moderner LKW ist zerstört, bevor er auf den Straßen Gazas fährt, um unsere Produkte zu verteilen. Warum?“fragt al-Hatto. Die Israelis behaupten, es sei die Antwort auf ein paar Raketen, die von Gaza auf Israel abgefeuert worden seien.Oh mein Gott, was ist das für eine Antwort![…]

Nach israelischen Militärquellen am Donnerstag wären ihre letzten Angriffe auf den Gazastreifen die Antwort auf fünf selbst gemachte Raketen gewesen, die im südlichen Israel landeten, aber keine Verletzungen verursachten und nur geringen materiellen Schaden.

Zitat Ende.

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Joseph Dana (972mag.com) … Die israelische Armee unterdrückt den Dissens über Verhaftungen von Kindern mitten in der Nacht. (Teil 1) (09.02.11)

Zitat:

„Sie kommen wegen unserer Frauen und Kinder“, sagte mir kürzlich Bassem Tamini, der Führer des Volkskomitees von Nabi Saleh,  „sie  (die isr. Armee) weiß, dass die Hälfte unserer Bevölkerung aus Frauen  besteht und mit ihnen auch die Hälfte unserer Stärke, deshalb greifen sie sie mit den Kindern an.“ Tamini, ein sanfter Mann mit einem warmen Lächeln spricht mit mir über die Unterdrückung seines Dorfes, während wir in seiner Wohnung sitzen und einen Blick auf die Siedlung Halamish haben. „Sie wissen, wie und wo man Druck auf unseren Widerstand  ausüben kann. Es ist mit der letzten Welle von Verhaftungen wirklich schwierig geworden.“

Israel gibt sich die größte Mühe, die Entschlossenheit des Dorfes Nabi Saleh – gegen die Besatzung zu demonstrieren – zu unterdrücken. Die besondere  Methode der Unterdrückung hat sich in den letzten acht Jahren entwickelt und ist nicht nur dafür bestimmt, die Demonstrationen  zu unterbrechen, sondern um permanenten psychischen Schaden an der nächsten Generation der Nabi Saleh-Bewohner zu hinterlassen. Kurz gesagt, die Kinder werden dazu benützt, die Führer des Volkskomitees in den Aufruf und die Ermutigung zu den Demonstrationen zu verwickeln, um Beweise für lange Haftstrafen zu liefern. Im letzten Monat wurden sechs Kinder von der Armee verhaftet […]

Zitat Ende.

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Yasmeen El Khoudary [Electronic Intifada] … Wolkenkreise am Himmel über Gaza (07.02.11)

Zitat:

Die Leute sprechen von einem neuen Krieg. Sie reden über ihre Nachbarn. Sie sind wahrscheinlich zu schüchtern, um zuzugeben, dass es ihre eigene Familie ist, nicht ihre Nachbarn, die angefangen haben, Lebensmittelvorräte und Kerzen zu sammeln – als Vorbereitung  für den nächsten Krieg. „Die Leute sind wirklich verängstigt“,  sagen sie dir und  sagen „Leute“ anstelle von „wir“. „Jeder sagt, dass man die Kriegstrommeln hört, nicht wahr – grundlose Nachrichtenberichte und laute Gerüchte“

Nun für mich hat der Krieg schon begonnen und Israel singt schon Siegeslieder … Vor etwa zwei Wochen sah ich etwas, das  wie ein verwirrter israelischer Pilot aussah, der in seinem F-16-Jet flog und Kreise am Himmel zog. Die Leute nahmen dies unmittelbar als ein Zeichen, eine Drohung und als ein Signal für einen bevorstehenden Krieg. Sie erinnerten sich an 2008 und waren überzeugt, dass am 27.Dezember ein israelisches Flugzeug – womöglich derselbe Pilot, dieselben Kreise am Himmel zog – und  dann begann der Krieg […]

Zitat Ende.

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Als ebenfalls wichtig und wissenswert stufe ich eine aktuelle Karte ein, die von den Siedlungen in der Westbank veröffentlicht wurde … beim Israeli Occupation Archive – zwar in Englisch, aber die kurzen Beschreibungen, welche die Karte unmissverständlich machen, wird man sicher auch so verstehen.

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Aus immer wieder – und zwar „schon lange“ – gegebenem Anlass möchte ich am Ende noch auf einige Informationen hinsichtlich der bestens bekannten Propagandamethoden der „vereinigten Israelfreunde“ gegen Kritiker des israelischen Staates oder der ihm zugrundeliegenden zionistischen Ideologie hinweisen, die ich am heutigen Sonntag auf der Seite des Palästina-Portals (wieder-) entdeckt habe.

Beispielsweise einen Artikel von Dr. Ludwig Watzal aus International IV/2010 … interessante und trotz nur knapp vier Seiten auch sehr ausführliche Zusammenfassung, die Alles „von Rang und Namen“ aufführt, was sich da so tummelt.

Hierzu passt eine ausführliche Dokumentation über den Verlauf von Hetzkampagnen gegen den Autor …

Und zu guter Letzt eine höchst interessante Zusammenfassung von „Zielpersonen und Jagdobjekten“ des ebenso bekannten wie berüchtigten Netzwerks rund um „Honestly Concerned“ …

Allerdings muss ich doch einwenden und nachdrücklich zu bedenken geben, dass dies ganz sicher nicht „erst seit 2001 (Sharon und 9/11)“ so läuft, sondern schon seit über hundert Jahren – gerade die jüdischen Gegner des politischen und hochgradig nationalistischen Zionismus‘ sollten das nicht nur wissen, sondern auch bestätigen können. Deshalb halte ich es auch für … vorsichtig ausgedrückt … verfehlt, wenn man den „israelischen Staat“ für mehr als nur eine „Keule“ hält, mit der (ebenso wie mit der US-amerikanischen, respektive davor britischen Weltmacht) wenigstens hundertzwanzig Jahre alte Ziele verwirklicht werden sollen. Kritik an amerikanischen Präsidenten und ihren Administrationen ist fraglos berechtigt und angesagt, aber dann sollte man einfach bedenken, dass dies seit Woodrow Wilson niemals anders gewesen war. Außerdem ist es zwar unzweifelhaft richtig, dass die US- und BRD-„Oberen“ in Sachen „Israel-Solidarität“ besonders Purzelbäume veranstalten, aber dieselbe Art von Unterwürfigkeit trifft man überall dort an, wo die „westlichen Werte“  (welche dies bei kritischer Betraschtung auch immer sein mögen?) hochgehalten und gegen alle Arten von „Fremdeinfluss“ verteidigt werden.

Doch ich fürchte, so weit reicht die Kritikbereitschaft und Kritikfähigkeit auch bei den aufrichtigsten Gegnern der gegen Völkerrecht und Menschenrechte verstoßenden israelischen (zionistischen – rassistischen und chauvinistischen) Besetzungs- und Kolonialpolitik dann doch wieder nicht? Deshalb lässt sich auch nicht wirklich gegen die Macht der pro-israelischen und pro-zionistischen Propaganda ankommen. Von der Uneinigkeit, in der sich die Kritiker auch ganz erheblich von der Phalanx der „Verteidiger“ unterscheiden, braucht man da gar nicht erst anzufangen.

All das soll hier nur mal so nebenbei angemerkt sein …



Eine Antwort

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