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Gastbeitrag Muskelkater zu Sparschweinen, Zinsen … und wohin so was führt

Wir freuen uns, neben den beliebten und immer wieder lehrreichen Mutter-Sohn-Gesprächen der Anna-Luehse-und-Klein-Dummie-Reihe auch wieder mal einen jener Gastbeiträge veröffentlichen zu können, in denen nicht minder interessante Vater-Sohn-Gespräche so manchen sinnvollen Denkanstoß liefern. Heute liefert das übernommene Gespräch einige bedenkenswerten Faktoren in Sachen Sparen, Zinsen usw.. Treffenderweise steht dabei das Thema „Sparschwein und Kinder“ im Mittelpunkt, weshalb wieder einmal wärmstens ans Herz gelegt werden muss, unbedingt auch zwischen den Zeilen zu lesen. Nun denn … dann wünschen wir mal viel Vergnügen …

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Papa, Matze hat gesagt – Heute: Schwein oder Schein

Von Muskelkater

Wer eine Tochter zu Hause hat, der kann sich glücklich schätzen. Denn die geht entweder zu ihrer Mutter und befragt sie um die neusten Moden, oder kommt zum Vater, um zu schmusen und über ihren neusten Schwarm aus irgendeiner TV-Serie zu reden und zu lechzen. – Wer aber einen Sohn zu Hause hat, muss sich als Vater schon auf andere Sachen gefasst machen, die meist Fragen über Fragen bedeuten und einem den letzten Nerv rauben können. Vor allem dann, wenn bei einem Thema, was eigentlich schon klar ist, immer und immer wieder Einwände kommen und die Fragen einfach kein Ende nehmen wollen.

Und … man ganz zum Schluss drauf kommt: Der Kleine hat vielleicht doch gar nicht mal so Unrecht…

* * * * *

.

SOHN: „Papa, Matze hat gesagt, seine Schwester hat gesagt, neulich war sie auf der Bank, und da hat ein ganz kleines Kind sein Sparschwein abgegeben!“

VATER beiläufig: „Na wie schön…“

SOHN: „Nee, garnich schön. Matze’s Schwester fand das richtig pervers!“

VATER lässt die Zeitung sinken: „Also, dieses Wort streich in deinem Alter mal ganz schnell aus deinem Vokabular, ja?“

SOHN: „Was, dieses ‘pervers’? Das ist doch nicht unanständig, oder?“

VATER: „Nein … Ja. Es ist ein für Kinder noch völlig überflüssiges Fremdwort.“

SOHN: „Du sagst doch sonst immer, ich soll mir alle Fremdwörter merken, weil das zur Bildung gehört. Und außerdem ist ‘pervers’ ja wohl kein Fremdwort mehr. – Papa, wir haben 2010!“

VATER erbost: „Egal, dieses brauchst du dir nicht zu merken, und außerdem passt es in Verbindung mit einem Sparschwein sowieso überhaupt nicht!“

SOHN: „Was soll ich denn sonst dafür sagen?“

VATER: „Am besten gar nichts. Lass das Kind mit seinem Sparschwein machen, was es will, und fertig…“

SOHN: „Aber das darf ja grade nicht machen, was es will.“

VATER: „Wieso denn nicht?“

SOHN: „Glaubst du vielleicht, ein kleines Kind, das noch nicht mal zur Schule geht, das will sein Sparschwein abgeben?“

VATER: „Warum nicht?! – Wenn die Eltern ihm erklärt haben, worum es dabei geht…“

SOHN: „Worum geht es denn?“

VATER erklärend: „Na, es geht darum, dass man sein Geld nicht verplempert, sondern auf ein Sparkonto legt, damit es Zinsen trägt.“

SOHN: „Kleine Kinder verstehen doch nichts von Zinsen.“

VATER: „Dann muß man ihnen das erklären – so gut es geht.“

SOHN: „Wie denn?“

VATER: „Na, wie würdest du es denn erklären? Du hast ja schließlich schon Zinsrechnung gehabt in der Schule. Was sind Zinsen?“

SOHN: „Zinsen sind – wenn das Geld von allein immer mehr wird. Ohne dass man arbeiten muß.“

VATER erbost: „Also, diese Definition hört sich mal wieder ganz nach Matze’s Vater an!“

SOHN: „Stimmt daran was nicht?“

VATER: „Daran stimmt einiges nicht!“

SOHN: „Was denn?“

VATER: „Also erstens: bevor man Geld auf die Bank bringen kann, damit es Zinsen bringt, muß man ja schon mal gearbeitet haben!“

SOHN: „Aber ‘n Kind doch nicht!“

VATER: „Ach so, na ja … Schön, ein Kind hat natürlich noch nicht gearbeitet – aber es hat das Geld vielleicht auch auf irgendeine Weise ‘verdient’.“

SOHN: „Womit denn? Mit Tischabdecken oder Mülleimer-Wegbringen?“

VATER nimmt die Zeitung wieder auf: „Ja, zum Beispiel.“

SOHN: „Also, ich hab fürs Mülleimer-Wegbringen noch nie Geld gekriegt!“

VATER: „Das wäre ja auch noch schöner! Ich meine, für einen so großen Jungen wie dich ist das ja wohl eine Selbstverständlichkeit!“

SOHN: „Ich sag ja auch gar nichts. Du hast doch damit angefangen, dass Kinder ihr Sparschweingeld auch verdient haben.“

VATER lässt Zeitung wieder sinken: „Wenn du unbedingt von noch kleineren Kindern reden willst, bitte: Dann waren die vielleicht besonders artig und haben ihren Vater mal fünf Minuten die Zeitung lesen lassen, ohne dazwischen zu quasseln!“

SOHN: „Hab ich auch noch nicht gehört, dass ein kleines Kind Geld in die Sparbüchse gekriegt hat, bloß weil es still gewesen ist…“

VATER ungeduldig: „Das spielt ja auch alles gar keine Rolle! Ist ja völlig egal, wie und warum das Geld in die Sparbüchse gekommen ist. Manche Kinder haben ja vielleicht auch gar keine Sparbüchse!“

SOHN: „Dann können sie die ja sowieso nicht auf die Bank bringen. Wenn sie keine haben.“

VATER: „Allerdings nicht, nein!“

SOHN: „Aber das hat doch Matze’s Schwester gerade so aufgeregt, dass man kleine Kinder schon mit ihrem Sparschwein zur Bank jagt!“

VATER: „Sag doch gleich ‘prügelt’! Mit dicken Stöcken zur Bank prügelt…“

SOHN vorwurfsvoll: „Aber Papa! – Sei doch ehrlich: Von allein kommen sie bestimmt nicht auf die Idee!“

VATER: „Natürlich nicht! Von allein kommen Kinder auf keine einzige vernünftige Idee. Aus diesem Grunde muß man sie bekanntlich auch er-zie-hen!“

SOHN: „Und was ist da für ‘ne Erziehung bei, wenn man einem Kind sein richtiges Geld wegnimmt und ihm dafür so ‘ne Plastikkarte und ‘nen Kontoauszug mit lauter Zahlen gibt?“

VATER: „Mit Zahlen kann man gar nicht früh genug umzugehen lernen. Und durch ein Sparkonto lernt ein Kind, dass es klug ist, sein Geld nicht für irgendeinen Firlefanz auszugeben, sondern es zu sammeln, bis eine … nennenswerte Summe daraus geworden ist. Und zu diesem Zweck gibt man es eben am besten auf eine Bank oder Sparkasse, damit man nicht in Versuchung gerät, es doch wieder auszugeben.“

SOHN: „Und wegen der Zinsen.“

VATER: „Richtig.“

SOHN: „Matze’s Schwester sagt, das ist unpädagogisch, weil – sie sagt, davon wird ein Kind geldgierig, geizig und …“

VATER unterbricht ihn: „Das … ist doch mal wieder, um an die Decke zu gehen! Leute, die sparen, müssen doch nicht…“

SOHN unterbricht: „Kinder, Papa! Kinder, nicht Leute.“

VATER: „Kinder sind auch Leute, und wer spart, muß absolut nicht geizig oder geldgierig sein, im Gegenteil! – Nur wenn man etwas gespart hat, kann man auch großzügig sein und … sagen wir, einem Freund zum Geburtstag etwas Schönes kaufen.“

SOHN: „Da kann man auch sein Sparschwein zerdeppern, wenn man das will.“

VATER: „Sag mal, stellst du dich jetzt extra dumm, oder verstehst du wirklich nicht, worum es geht?“

SOHN: „Klar versteh ich. Das Geld ist auf der Bank sicherer, wegen der Versuchung. Und außerdem gibt’s Zinsen.“

VATER: „Na also.“

SOHN: „Und warum soll ein Kind nicht lieber gleich Eis kaufen für sein Geld oder … seinem Vater zum Geburtstag einen Schlips schenken?“

VATER: „Also, den Schlips, den du mir zum Geburtstag geschenkt hast und über den ich mich sehr gefreut habe, den hättest du mir auch schenken können, wenn du dein Geld nicht immer in der alten Zigarrenkiste aufbewahren würdest, sondern, wie ich dir schon oft geraten habe, auf der Bank. Dann hättest du nämlich, wenn du schon eine Weile gespart hättest, den Schlips sogar von den Zinsen bezahlen können. Und er hätte dich sozusagen keinen müden Cent gekostet.“

SOHN: „Keinen Cent?“

VATER seufzt: „Weil … also noch mal von vorn, das ist ja entsetzlich mit dir: Wenn du, sagen wir mal, zweihundert Euro auf der Bank gehabt hättest…“

SOHN: „Wovon denn 200 Euro?“

VATER: „Vom Sparen, Donnerwetter noch mal!!! – Also: Du hast 200 Euro auf der Bank. Dann bekommst du dafür im Jahr ungefähr … also fast 5 Euro Zinsen. Und davon hättest du mir schon einen sehr hübschen Schlips schenken können. Und den hätte dann, genau genommen, die Bank bezahlt.“

SOHN: „Hättste denn deinen Geburtstagsschlips lieber von der Bank gekriegt als von mir?“

VATER tief seufzend: „Also, ich geb’s auf. Behalte dein Geld in der Zigarrenkiste und mach damit, was du willst!“

SOHN: „Das sagt Matze’s Schwester doch auch! Dass Kinder mit ihrem Geld machen sollen, was sie wollen.“

VATER: „Vielleicht wollen ja manche Kinder ihr Geld sehr gerne auf die Bank bringen!“

SOHN: „Weil sie denken, das wird immer mehr und mehr, und sie müssen überhaupt nie arbeiten in ihrem Leben?“

VATER: „So einen Blödsinn werden sie wohl nicht denken. Wer soll ihnen denn das erzählt haben?“

SOHN: „Wenn sie noch so klein sind? Und die Eltern erzählen ihnen was von Zinsen … dann kann es doch sein …“

VATER knurrend: „… es kann auch sein, dass sie denken, die Goldstücke fallen vom Himmel, wenn sie nur ihre ganzen Kleider auf der Straße verschenken, bis sie im Hemd dastehen!“

SOHN: „Wenn sie das denken … also, das wäre jedenfalls besser!“

VATER erstaunt: „Das wäre besser??? – Wenn sie an dieses Märchen glauben?“

SOHN: „Klar doch. Dann würden sie doch lernen, dass man mitleidig sein muß und großzügig – anstatt auf seinem Sparkonto zu sitzen und auf Zinsen zu warten!“

VATER: „Vielleicht erinnerst du dich gütigst daran, dass im Leben keine Goldstücke vom Himmel fallen! Und dass jemand, der im Hemd dasteht, eben im Hemd dasteht und eine Lungenentzündung bekommt! – Weiter nichts!“

SOHN: „Ich denke, Märchen haben immer so ‘ne gute Moral?! Du hast mir doch auch immer Märchen vorgelesen, als ich noch klein war.“

VATER: „Ja, hab ich. Aber vielleicht hätte ich das besser lassen sollen…“

SOHN grinsend: „… und mich lieber mit meiner Zigarrenkiste zur Bank geschickt?“

VATER: „Also, jetzt werde nicht frech! Wenn du noch lange so redest, kriegst du keinen müden Euro mehr von mir!!!“

SOHN kleinlaut: „Ich sag ja gar nichts mehr…“

Pause

SOHN: „Du Papa? Bloß noch eine Frage…“

VATER stöhnend: „Was denn nun noch…“

SOHN: „Fändste das wirklich besser, wenn ich mir bei jedem Euro gleich die Zinsen ausrechnen würde, dir ne Liste mache, was die Banker und Investoren aus meinem Geld machen und wie viel du, ich und meine Kinder als Steuerzahler dann an Schulden haben, weil alles Geld verzockt worden ist … und das alles nur, damit ich mein Taschengeld auf die Bank bringe?“

Eine Antwort

  1. Hallo Hans und Team,

    vielen Dank für die Übernahme dieses herrlichen Beitrags. Wieder voll ins schwarze getroffen. Grossen Dank und einen schönen Tag noch.

    Mit herzlichesten Grüssen

    Jan

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