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Gastbeitrag Rebecca E. – Sonntagsgedanke 06.09.09

Mit der Fortsetzung unserer Serie von Übernahmen der Sonntagsgedanken von Rebecca E. möchten wir heute eine besonders eindringliche Leseempfehlung verbinden und unseren Leserinnen und Lesern ans Herz legen. Es dreht sich dabei um eines der zentralen Probleme unserer „mediengesteuerten“ und von perfider „Zweckmäßigkeit“ bestimmten Zeit und Welt. Lassen Sie es uns kurz und knapp so ankündigen: es geht um die Lüge rund um Kriege, die angeblich geführt werden, um „Frieden, Freiheit, Demokratie und westliche Werte“ in alle Welt zu tragen … koste es was es wolle, gegebenenfalls auch unzählige Opfer!

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Sonntagsgedanke: Das ewige Spiel um die Legitimation um jeden Preis

Von Rebecca E. | Duckhome |

Weltweit werden jedes Jahr Millionen Kinder und Frauen misshandelt und vergewaltigt. In den USA werden jedes Jahr 700’000 Frauen vergewaltigt oder erleiden andere Formen sexueller Gewalt; 14.8 Prozent der vergewaltigten Frauen sind jünger als 17 Jahre alt. In Frankreich wurden 1999 zwischen 50’000 und 90’000 Frauen vergewaltigt; viele der Opfer haben die Vergewaltigung nicht angezeigt. In keines dieser Länder schicken wir Soldaten um für die Rechte der Kinder und Frauen dort zu kämpfen. (Q: OMCT DATA 2003)

Es steht außer Frage; die Zahlen sind erschreckend bis demprimierend. Allerdings muß auch darauf hingewiesen werden, daß es in der Vergangenheit immer wieder zum Missbrauch dieser Tatsachen kam. Dies hat mitunter die unterschiedlichsten Gründe. Man kann es nachvollziehen, relativieren oder für verwerflich halten – aber auch diese Tatsache gilt es als solche zu verurteilen. Insbesondere dann, wenn dadurch Menschen zu Schaden kommen – egal auf welche Weise sich dieser Schaden äußert.

Als sei das Schicksal der Kinder und Frauen nicht schon Grund genug sich für ihre Rechte stark zu machen, nein, erhebt man sich unter Missbrauch dieser Schicksale über jene Opfer hinweg und spielt den Retter in dem man gewillt ist Tausende, gar Millionen Opfer mehr in Kauf zu nehmen. Es ist legitim sich für die Rechte jener Opfer einzusetzen, jedoch nicht mit allen erdenklichen Mitteln. Das gilt sowohl für die Vergewaltigungs- und Missbrauchsopfer, als auch für jene die zum Opfer gemacht werden um Rechte anderer durchzusetzen.

Ich möchte Ihnen ein Beispiel aufzeigen, warum ich ausgerechnet dieses Thema für meinen heutigen Sonntagsgedanken gewählt habe:

The Incubator Babies Conspiracy (Video)

Am 10. Oktober 1990 trat Nijirah al-Sabah vor den Menschenrechtsausschuss des amerikanischen Repräsentantenhauses und berichtete unter Tränen wie irakische Soldaten beim Einmarsch in Kuwait in Krankenhäuser einmarschierten und dort Babys aus ihren Brutkästen entrissen um sie auf dem kalten Boden sterben zu lassen. Der damalige Präsident der Vereinigten Staaten, George H. W. Bush, hat diese Geschichte nicht weniger als 6-mal in der Öffentlichkeit vorgetragen. Am 12. Januar 1991 beschloß der US-Senat und das Repräsentantenhaus mehrheitlich den Krieg gegen den Irak. Der 2. Golfkrieg nahm seinen Lauf.

Erst später stellte sich heraus, dass es sich bei dem Mädchen namens Nijirah al-Sabah um die Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA, Saud Nasir al-Sabah, handelte. Die Geschichte der Brutkastenbabies war eine Erfindung der Lobbyistin Lauri Fitz-Pegado (Q: http://www.livingstongroupdc.com/corporateoverview/team/fitzpegado.html), welche auch in der Regierung in Washingtons tätig ist. Die Organisation Citizens for a Free Kuwait hatte die PR-Agentur Hill and Knowlton, wo Frau Fitz-Pegado jahrelang tätig war, für 10 Millionen US-Dollar beauftragt, Nijirahs Geschichte publik zu machen.
(Q: http://de.wikipedia.org/wiki/Nijirah_al-Sabah)

Dieses Beispiel macht deutlich, daß die Interessen hinter einer Legitimation zu einer militärischen Option andere sind als sie vorgeben zu sein. Ein Missbrauch findet statt und verhöhnt tatsächliche Opfer. Zudem schließt der Missbrauch neue Opfer nicht aus, legitimiert sozusagen weitere Opfer als auch Täter.

Ein weiteres Beispiel.

Am 5. Februar 2003 stand Colin Powell, damals US-Außenminister, vor dem UN-Sicherheitsrat mit dem Ziel ein weiteres UN-Mandat für einen Angriff auf den Irak zu sichern. Um die Legitimation zu komplettieren führte er eine Präsentation vor, die sich, wie sich später herausstellte, hauptsächlich auf eine wissenschaftliche Arbeit aus dem Jahr 1990 stützte und keinen aktuellen Bezug zu den Vorkommnissen im Irak hatte. Diese Präsentation sollte den benötigten Nachweis vom Besitz von Massenvernichtungswaffen erbringen, obwohl die IAEO, sowie auch die UN-Kommissionen, diese Nachweise nicht bestätigen konnten. „The biggest regret of all the presidency has to have been the intelligence failure in Iraq“ (Das größte Bedauern der gesamten Präsidentschaft war der Aufklärungsfehler im Irak), sagte Bush gegenüber ABC in einem Interview.

(Q: http://de.wikipedia.org/wiki/Begr%C3%BCndung_f%C3%BCr_den_Irakkrieg & http://www.iraqwatch.org/government/US/State/state-powell-un-020503.htm)

Zurückblickend, aus der persönlich wahrgenommenen Sichtweise, gelten ähnlich angeführte Begründungen, die eine Legitimation für einen militärischen Angriff darstellten, auch für Afghanistan.

Zunächst galt es als Legitimation sich an Osama Bin Laden zu rächen. George W. Bush wörtlich „I want Justice“. Es galt die Al Quaida in Afghanistan zu bekämpfen. Wenig später verstärkte man diese Begründung durch das Hinzuziehen der Taliban, welche hauptsächlich dafür verantwortlich gemacht wird die Al Quaida zu unterstützen. Mittlerweile hört man kaum noch etwas von der Organisation, dafür um so mehr über die Taliban und ihre Herrschaft über die Bevölkerung. Vermehrt wird nun immer öfter auf die Rechte von Kinder und Frauen verwiesen. Daß es ohne ausländischen Einsatz diesen Menschen nicht möglich ist Schulen zu besuchen. Daß Frauen unter der Tschaderi oder dem Tschadar zu leiden hätten.

All diese Argumente sind vorgeschoben. Auf unser Gewissen, auf unser Rechtsempfinden und unsere Ängste zielende Versuche die uns letztendlich davon überzeugen sollen, daß ein Krieg richtig sei um die Rechte der Menschen des jeweiligen Landes zu stärken. Es ist die Legitimation zum Töten und Kolonisieren, zum Rauben und Missbrauchen.

Ein Wiederaufbau der zerstörten Gebiete, ein Aufbau einer Demokratie, unter Gewalt wird niemals funktionieren. Nicht solange es Menschen in dem Land gibt, die sich gegen Gewalt mit Gewalt wehren, weil sie sich nicht die westlichen Werte überstülpen lassen wollen.

Wir haben in Deutschland zwar keinen militärisch geführten Krieg, dennoch gibt es auch in unserem Land Menschen die sich gegen bestimmte Zustände und Umstände wehren. Und wenn es unser Recht ist uns in einer Demokratie zu wehren, dann ist dies jene wehrhafte Demokratie, die anderen Ländern scheinbar nicht zusteht. Letztenendes führt dies zu militärischer Gewalt und hilft niemandem. Recht kann nicht durch Gewalt installiert werden, es ist kontraproduktiv. Demokratie heißt auch, daß Menschen in ihr das Recht haben zu sagen, daß ihnen etwas nicht gefällt. Erhebt man sich über diese Stimmen und macht dennoch das was man will, dann muß man sich nicht wundern, wenn Gewalt entsteht. Andere Mittel haben die Menschen dann nicht mehr.

Wenn den Menschen in einem Land – egal in welchem – etwas nicht zusagt, nicht gefällt, dann haben sie die Wahl: ausreisen, hinnehmen oder für das Gegenteil kämpfen.

Viele Deutsche haben sich entschieden für ihre Staatsform, für ihre Rechte zu kämpfen. Wie sie das tun und wie sich dieser Kampf entwickelt, daran sind maßgeblich die politischen Führer Schuld. Sie müssen sich mit ihren Bürgern und Bürgerinnen und deren Willen auseinandersetzen und ihnen nicht einfach etwas überstülpen ohne sie zuvor gefragt zu haben. Der Mensch hält viel aus, aber irgendwann platzt ihm der Kragen. Die Mächtigen eines Landes meinen darüber zu stehen, wähnen sich im Recht. Letztendlich schlagen sie den Widerstand mit Gewalt nieder. Sie sind nicht anders als jene über die sie sich beschweren.

In memoriam…

http://www.youtube.com/v/D3kBn1usddI&hl=de&fs=1&

Dieser Film wird heute Abend um 22:50 Uhr in deutscher Erstausstrahlung im ORF2 gesendet. Weitere Informationen zum Sendeformat finden Sie auf den Webseiten des ORF

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Dieser Sonntagsgedanke ist meine Reaktion auf die Gesprächsrunde bei Anne Will vom 23. August 2009. Gäste waren: Franz Josef Jung (Verteidigungsminister CDU), Gregor Gysi (Fraktionschef Die.LINKE), Siba Shakib (Buchautorin), Michael Wolffsohn (Historiker), Peter Scholl-Latour (Afghanistanexperte u. Publizist)
Video: http://daserste.ndr.de/annewill/videos/annewill1220.html

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Anmerkung der Autorin:

Es liegt nicht in meinem Interesse Opfer, egal welcher Art, zu legitimieren oder zu relativieren. In meinem Artikel geht es vorwiegend darum aufzuzeigen, dass die Macht der Bilder Ausdruck einer Ideologie ist, wie es sie schon immer gegeben hat. Als es noch keine TV-Geräte gab, hat man mittels schriftlich-bildlicher Form versucht Menschen einen bestimmten, richtungsweisenden, Eindruck einzu’reden‘. An Hand der Geschichte gibt es unzählige Beweise dafür wie, auch nur ein einziges Bild, für eine entsprechend gewollte politische Stimmung in der Bevölkerung sorgte. Eines was sich mir schon früh ins Gehirn einmeißelte waren die Geschichten wie man sie einst über Vlad III. Drăculea, besser bekannt als Graf Dracula, erzählte. Sie halten sich wacker – bis zum heutigen Tage. Es ging und geht nie um den blutrünstigen Fürsten, sondern darum ein Feindbild zu schaffen, welches den damaligen Feldzug gegen den, dem Christentum plötzlich abtrünnigen, Fürsten legitimierte.
Mein Artikel soll deutlich machen, daß es zu jeder Zeit in der Geschichte möglich und auch wesentlich humaner ist den Menschen die Hand zu reichen. Sie mitzunehmen auf einen gemeinsamen Weg – der nur beschritten werden kann im gegenseitigen Respekt und der Toleranz zueinander. Gewalt ist niemals die Lösung von Problemen – Gewalt schafft fortlaufend neue Probleme.

Make Peace not War (Duckhome)

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