Ohne lange Einleitung … der „Höhepunkt“ des politischen Sommertheaters im ZDF …
Kante Merkel
Von Lopez Suarez | Womblog |
Meeseberg oder Miesepeter? Nun, diese Frage ließ Peter Frey erst gar nicht aufkommen, verlangte er doch gleich zu Beginn die essentielle Versteinerung der weich-spülenden Kanzlerin, deren eiserne Mi(e)ne jedoch eher täuscht, da sie weniger auf feste Züge(l) als eher auf Schlingelkurs rund um Honigfässer gleicht, deren Inhalt sie jetzt ohne Skrupel um Westerwelles schmale Lippen schmiert.
Selbstragende Sicherheit sollte daher nicht nur in Afghanistan, sondern auch für den einschläfernden Wahlkampf gelten. Keine Risiken eingehen und ja nicht die Linke ernst nehmen, das war die Kernaussage der ersten Minuten. Dass man die Talsohle nicht in Siebenmeilenstiefeln durchlaufen kann, ließ sie unerwähnt. Dass sie sich und die Mehrwertsteuer auch auf Kosten der Wähler erhöhen und dadurch mehr Übersicht erlangen will, war so etwas wie eine latente Drohung.
Ebenso Angst und Bange konnte einem werden, als Peter Frey mutmaßte, dass sie wohl eher für den Posten der Bundespräsidentin kandidiere. Volkes Stimme verlangte indes, dass sie weniger verwalten, als vielmehr regieren sollte. Wenn dem so ist, kann es eigentlich keine Koalition mit der FDP geben, denn verlassen können sich höchstens Westerwelle- Wechselwähler auf Wendehals-Strategien. Dann kam Frey Freudsche Fehlleistung.
Er fragte Frau Merkel, ob sie denn wieder Kanzlerin sein möchte… korrigierte dann schnell und fragte, ob sie es WEITER sein wolle. Dabei hatte er doch (für ihn ungewöhnlich) brillant erkannt, dass sie ja tatsächlich nicht regiert, sondern sich einfach heraus- und sauber hält. Und das war der eigentliche Höhepunkt der politischen Wallfahrt ins Jammertalensohl – abgesehen von den konstruierten Alliterationen á la Wann beginnt der Wahlkampf.
Der so genannte Kanzlerinnenboden – also das Gästehaus der Bundesregierung als Hort dieser nichtssagenden Plauderei – war indes wenig fruchtbar. Sehr viel furchtbarer ist die Omnipräsenz des 1-PS-Zugpferdes von Guttenberg, der droht der Kanzlerin der Herzschrittmacher die Schau zu stehlen. Ihr Leitmotiv soll laut Sommerinterview-Redaktion ja sein: Abwarten, bis die Männer Fehler machen. 2002 hat sie wohl einen Ede zu lange gezögert und dem wirren Geplapper Stoibers den Vortritt gelassen. Bleibt zu hoffen, dass es ein Mann ist, der sie zum Rücktritt bringt. Nicht, weil Angela Merkel eine Frau ist, sondern weil Arbeit für alle ihr Ziel ist. Und wenn sie nichts schafft und nur abwartet. Dafür wiedergewählt zu werden, wäre ähnlich defätistisch wie apokalyptisch.
Der Begriff Zumutung trifft insofern sowohl auf die aktuelle Politik wie auch auf die Aussichten nach dem 27. September zu. Stellung beziehen oder Stellungskrieg? Diese Frage bezieht sich ohne Zweifel auf die Schlagzeilen-Schlacht von Westerwelle und Seehofer. Frau Merkel hält sich aus beidem raus: Sie unterstützt niemanden und lässt sich auch in keinen Graben ziehen, sondern traumwandelt durch alle denkbaren Koalitionswahlk(r)ämpfe und empfiehlt, sicherheitshalber CDU oder CSU zu wählen, wenn man nicht wolle, dass sich endlich etwas bewegt.
Damit schließt sich der Kreis und gerne möchte man Peter Frey seine Frage an Frau Merkel zurückgeben, nämlich ob denn nicht eine Legislaturperiode an der Spitze des hamrlosen Politjournalismus reiche. Für diesen Sommer ist zumindest erstmal Schluss mit dem Theater.
Das ganze Interview kann man hier: Angela Merkel im Sommerinterview – nachlesen.
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